Wichtiges zur Geburt von Zwillingen oder Mehrlingen

Sie sind in freudiger Erwartung von Zwillingen oder höhergradigen Mehrlingen und vielleicht machen Sie sich Gedanken, wie Ihre Kinder zur Welt kommen können. Natürlich vertrauen Sie dabei auf die Ratschläge Ihrer Ärzte*innen. Unabhängig davon möchten wir Ihnen gerne einige allgemeine Gedanken zum Verständnis wesentlicher Aspekte zum Thema Geburt von Mehrlingen mitteilen. Dabei sollten folgende Punkte in Ihre Entscheidungen mit einfließen.

Wahl des Geburtszentrums

Wichtig ist, geraume Zeit vor der Entbindung ein Zentrum auszusuchen, wo genügend Erfahrung und Expertise mit Mehrlingsgeburten besteht und die Spezialisten, die Erfahrung haben, auch rund um die Geburt einsetzbar  sind. Fragen Sie daher aktiv beim Besuch der Klinik, wer Ihnen bei der Geburt ärztlicherseits zur Seite steht und wie viel Erfahrung dieser Spezialist *in bereits hat. Für die Klinik gibt es folgende indirekte Qualitätsmerkmale:

  1. Anzahl der Zwillingsgeburten/Jahr.
  2. Anzahl der vaginalen Zwillingsgeburten bezogen auf die Gesamtzahl. Vergewissern Sie sich, dass diese spezialisierten Geburtsmediziner zu jeder Tages- und Nachtzeit anwesend  sein können.
  3. Unabhängig davon können nach Mehrlingsgeburten häufiger Problemen bei den Kindern entstehen, die nach der Geburt eine gute Versorgung durch einen Kinderarzt erfordern. Fragen Sie daher, ob auch 2 Kinderärzte bei der Geburt von Zwillingen präsent sein können.

Wahl des Geburtsweges: 

Vaginale Geburt

Vor der Geburt sollte bereits das Anlegen einer Periduralanästhesie besprochen werden. Dies ist nicht nur hilfreich, um den Wehenschmerz erträglich zu machen, sondern unumgänglich, wenn plötzlich zur Geburt des 2. Zwillings innere Handgriffe ausgeführt werden müssen, die sonst für die Mütter sehr schmerzhaft wären.

EIHAUTVERHÄLTNISSE

Wenn zwischen beiden Mehrlingen keine Membran vorhanden ist (monoamniale Zwillinge), sollte ein geplanter Kaiserschnitt stattfinden wegen der Gefahr einer Nabelschnurkomplikation.

Ist eine Membran zwischen beiden Zwillingen vorhanden, egal ob bei monochorialen diamnialen oder dichorialen Eihautverhältnissen, steht einer vaginalen Geburt nichts im Wege. Besondere Komplikationen wie ein Transfusionssyndrome, Fehlbildungen oder ausgeprägte  Wachstumsdiskordanz sollten vorher mit Ultraschall  ausgeschlossen werden.  

LAGE DER KINDER

Liegt der erste Zwilling in Schädellage (Kopf nach unten), gibt es bei erfahrenen Geburtshelfern auch dann keine Kontraindikation zur Vaginalgeburt, wenn  der zweite Zwilling in Beckenendlage liegt.  Während der Geburt können natürlich noch immer unerwartete Situationen auftreten, die eine Kaiserschnitt-Entbindung erfordern.

Liegt der erste Zwilling zu Beginn der Geburt in Querlage, muss die Geburt in jedem Fall mit Kaiserschnitt durchgeführt werden, liegt er in Beckenendlage, halten Sie sich an die Ratschläge Ihres Geburtshelfers. Wichtig zu erwähnen ist, dass ein Kaiserschnitt hier nicht zwingend ist.

ZUSTAND NACH KAISERSCHNITT

Auch wenn eine Mutter bereits einen Kaiserschnitt hinter sich hat, ist selbst bei Zwillingsschwangerschaft eine vaginale Entbindung möglich.

Kaiserschnitt

Keine wissenschaftlich fundierte Studie konnte bis heute eine Überlegenheit einer Kaiserschnittentbindung im Vergleich zur Vaginalgeburt bei Zwillingsschwangerschaften nachweisen, wenn der erste Zwilling in Schädellage liegt. Im Gegenteil, die mütterlichen Risiken wie Verletzungen und Infektionen im Wochenbett und selbst die kindlichen Krankheitsraten sind bei Kaiserschnitt eher erhöht.

Sekundäre Kaiserschnitte können allerdings immer während einer Vaginalgeburt erforderlich werden. Auch bei Kaiserschnittentbindungen von Zwillingen ist Expertise der Spezialisten gefragt.

Nachgeburtsphase

Da Mehrlingsschwangerschaften unabhängig vom Geburtsmodus eine erhöhte nachgeburtliche Blutungsneigung haben,  das Plazentabett mit offenen Gefäßen grösser ist und die Gebärmutter sich aufgrund der Überdehnung schwerer zusammenzieht, ist auch hier die Geburt in einem Kompetenzzentrum anzuraten, wo man schnell bei Blutverlust Therapiemaßnahmen einleiten kann.

Kindliche Nachbetreuung

Es ist dringend zu empfehlen, dass die Geburtsklinik eine Kinderklinik mit Kinderärzten vor Ort hat, die rum die Uhr zur Verfügung stehen. Bei Frühgeburten vor der 34. Schwangerschaftswoche sollte auch eine neonatologische Intensivstation vorhanden sein.

Detailliertere Informationen erhalten Sie auf unseren Informationsbogen.