Ultraschall- und Doppleruntersuchungen bei Mehrlingsschwangerschaften
Mehrlingsschwangerschaften können einen Mutterkuchen (Plazenta) teilen und heißen monochoriale Mehrlingsschwangerschaften. Die Kinder können aber auch separate Plazenten aufweisen und werden dann abhängig von deren Anzahl als dichorial (2 Plazenten) oder trichorial (3 Plazenten) bezeichnet. Höhergradige Mehrlingsschwangerschaften sind relativ selten. Durch Ultraschall sollen die Eihautverhältnisse zwischen den Kindern vor der 14. Schwangerschaftswoche festgelegt werden. Hat jedes Kind einer Mehrlingsschwangerschaft eine eigene Plazenta, so spricht man von einer di- oder trichorialen Mehrlingsschwangerschaft. Im Ultraschall ist die Eihaut zwischen den Mehrlingen dann dick. Dies ist jedoch nur in der frühen Schwangerschaft leicht erkennbar.
Ist die trennende Eihaut in dieser frühen Zeit bereits dünn, so spricht man von einer monochorialen di- oder triamnialen Mehrlingssschwangerschaft. Ist diese gar nicht vorhanden, so redet man von einer monochorialen monoamnialen Mehrlingssschwangerschaft. Diese sind extrem selten und sollten von Beginn an in einem qualifizierten Zentrum behandelt werden.
In allen monochorialen Mehrlingsgraviditäten teilen sich die Kinder eine Plazenta und sind eineiig. Da monochoriale Mehrlinge in einem kleinen Prozentsatz spezielle Probleme entwickeln können, wird empfohlen, alle 2 Wochen ab der vollendeten 16. Schwangerschaftswoche eine Ultraschall- und Doppleruntersuchung durchzuführen.
Alle Mehrlingsschwangerschaften haben ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. Unabhängig von den Eihautverhältnissen muss daher bei jeder Mehrlingsschwangerschaft ab der 16. Schwangerschaftswoche und alle 4 Wochen die Zervixlänge gemessen werden. Bei verkürzter Zervix besteht ein Frühgeburtsrisiko. Hierzu können Sie mehr im Kapitel Frühgeburt weiterlesen.
Dichoriale Mehrlingsschwangerschaft
Auch hat jeder Mehrling eine eigene Plazenta, kann es doch so sein, dass sich die Plazentagrössen unterscheiden. Ist die Plazenta eines Mehrlings deutlich kleiner, wachsen die Kinder langsamer und wird die Gewichtsdiskrepanz zwischen beiden Kindern grösser. Wenn der kleinere Mehrling in Doppleruntersuchungen Anzeichen einer Sauerstoffunterversorgung nachweist, muss die Entbindung geplant werden.
Monochoriale Mehrlingsschwangerschaft
Charakteristisch für monochoriale Mehrlingsschwangerschaften ist, dass beide Feten eine gemeinsame Plazenta besitzen und zwischen ihnen Gefäßverbindungen bestehen. Dies kann, aber muss nicht zu Komplikationen führen. Was wären dann die Komplikationen?
- Eine langsame Transfusion von einem (Donor) zu einem anderen Mehrling (Akzeptor) führt zu einem chronischen feto-fetalen Transfusions-Syndrom (FFTS). Die englische Übersetzung lautet twin-to-twin transfusion syndrome (TTTS). Es handelt sich um eine Erkrankung, die meist im zweiten Schwangerschaftsdrittel eintritt und durch Ultraschall erkannt werden kann. Frühe sonographische Zeichen sind eine Fruchtwasserdiskrepanz, deshalb wird es auch twin oligohydramnious-polyhydramnious sequence (TOPS) genannt. Bei einem Verdacht sollten Schwangere in ein spezialisiertes Behandlungszentrum überwiesen werden, um zu entscheiden, ob eine fetoskopisch gesteuerte Laserverödung der verbindenden Gefäße auf der Plazenta erforderlich ist, die dabei hilft, dass die Komplikationsraten der Kinder deutlich sinken.
- Seltener ist ein subakutes Tranfusionssyndrom, das erst nach der 24. Schwangerschaftswoche auftritt und auch twin anemia-polycythemia sequence (TAPS) genannt wird. Dies führt dazu, dass ein Mehrling relativ rasch durch die Plazentaverbindungen Blut zu dem anderen „verliert“. Dadurch hat ein Mehrling zu wenig und der andere zu viele rote Blutkörperchen.
- Möglicherweise können auch die Anteile an der Plazenta zwischen den Mehrlingen ungleich verteilt sein. Dadurch wächst der Mehrling mit dem kleineren Plazenta-Anteil langsamer und die Diskrepanz im geschätzten Geburtsgewicht wird immer grösser. Dies kann besonders bei monochorialen Mehrlingen ein grösseres Problem werden und verlangt dann die Überweisung in ein hochspezialisiertes Zentrum.
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